Wer das Leben will genießen, der nimmt, sein Bett und zieht nach Striesen.
Ein Spruch, der zweifelsohne bis heute Gültigkeit behalten hat, gilt doch der Dresdner Stadtteil, mit seinem vielen Grün und den typischen Würfelhäusern als sehr beliebte Wohngegend. Striesen gehört zum Ortsamtsbereich Blasewitz und wird unterteilt in Striesen-Ost, -Süd und -West.
Wohl aus einem slawischen Platzdorf entstanden, wurde Striesen 1350 erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf war lange Zeit für den schlechten Zustand seiner Straßen und Wege berühmt und berüchtigt. Eine staubige Hauptstraße, die Pillnitzer Landstraße, führte recht kurvenreich und löchrig durch Striesen und war mehr als unbequem zu befahren.
Selbst der Sächsische Kurfürst, der auf seinem Weg von Dresden nach Pillnitz eben diese Straße benutzen musste, machte in seiner Kutsche manch schmerzhafte Erfahrung mit den holprigen Wegen. Im Jahr 1768 war er dieser „Quälereien“ entgültig überdrüssig und lies eine Umgehungsstraße erbauen. An dieser sogenannten „fiskalischen Landstraße“ wurde eine Absperrung platziert, welche lange Zeit dafür sorgte, dass nur Wagen des Hofes die Straße benutzen durften.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann auch in Striesen die Industrialisierung Einzug zu halten. Große Bedeutung sollte die Kamera- und Zigarettenherstellung gewinnen, auf die wir nachfolgend noch weiter eingehen möchten.
Ein Bebauungsplan von 1860 reglementierte die Bauwut der damaligen Zeit und legte für den Ort eine offene Bebauung mit drei- bzw. viergeschossigen Gebäuden an geraden, sich fast rechtwinklig kreuzenden Straßen fest. So entstanden die bis heute typischen Striesener Würfel. Unzählige Häuser mit zauberhaften Jugendstil- Elementen und zahlreichen Verzierungen entstanden neu und erfreuen Spaziergänger bis heute.
König-Friedrich-August-Häuser
Der Kleinwohnungsbauverein Striesen errichtete das Gebäudeensemble an der Junghans-, Glashütter-, Kipsdorfer Straße in den Jahren 1910 – 1911. Es entstanden hübsche dreigeschossige Wohngebäude mit Mansarde. Der damalige Reformgedanke, preiswerte Wohnungen in gesunder Bauweise für Arbeiter und Angestellte zu erschaffen, floss in die Gestaltung des Areals mit ein. Aufgrund finanzieller Unterstützung durch König Friedrich-August wurden die Häuser nach ihm benannt.
Kameraherstellung in Striesen – Ernemann/Zeiss-Ikon
Ende des 19. Jahrhunderts baute Heinrich Ernemann sein Stammwerk an der Schandauer Straße. Er gilt als Begründer der Dresdner Fotoindustrie.
1909 brachte er die Kinomaschine „Imperator“ auf den Markt. Schnell etablierte sie sich und versetzte Cineasten über Deutschlands Grenzen hinaus in Verzückung. Die nächste Weltneuheit und eine Sensation war die sogenannte „Ernemann-Zeitlupe“, die – entwickelt von Dr. H. Lehmann – ungeahnte Möglichkeiten für Film, Wissenschaft und Technik bereit hielt.
Ernemann setzte sich stark für die Einrichtung eines Lehrstuhls für Fotografie an der TU-Dresden ein. 1913 wurde er zum Königlich Sächsischen Kommerzienrat ernannt. 1926 schloss man sich mit anderen Dresdner Kamerabetrieben zur Zeiss-Ikon-AG zusammen, in der Ernemann dem Aufsichtsrat angehörte.
Ab 1964 wurde das Werk mit anderen Dresdner Kamerawerken unter dem Namen PENTACON zusammengeschlossen und war einer der größten Arbeitgeber der Region. Nach der Wende kam es zum Einbruch der Produktion und zu vielen Entlassungen. Heute befindet sich in Teilen des Baus die Technischen Sammlungen der Stadt Dresden.
Kamerawerk Ihagee
Ein weiteres weltbekanntes Kamerawerk war die Industrie- und Handelsgesellschaft mbH, welche 1912 durch den Niederländer Johan Steenbergen gegründet wurde. Der Firmenname war wohl recht lang, weswegen sich später das Kürzel „Ihagee“ durchsetzte.
Das Betriebsgelände in Dresden-Striesen wurde ab 1923 genutzt. Aus diesem Unternehmen stammen u.a. Kameras wie die Photorex, die Patent- Klapp-Reflex oder die Spiegelreflexkamera Serien-Reflex. 1933 fertigte man im Ihagee- Kamerawerk die erste Exakta für Rollfilm und 1936 die Kine-Exakta.
Im Februar 1945 wurde das Werk fast vollständig zerstört, konnte seine Produktion in der Nachkriegszeit aber wieder aufnehmen. Ab den 1950er Jahren stand das Werk unter treuhänderischer Verwaltung und ab 1968 gehörte es zum VEB PENTACON.
Striesener Tabakwerke
Tabakwaren aus Dresden rühmten sich lange Zeit in ganz Deutschland und über Landesgrenzen hinweg sehr großer Beliebtheit. Die Landeshauptstadt galt als Zentrum der deutschen Zigarettenindustrie.
Im Jahr 1889 baute der Grieche Georg Jatzmatzi, ein ehemaliger Werksmeister in Josef von Hupmanns erster deutscher Zigarettenfarbik, sein erstes Werk an der Blasewitzer Straße. Schon im Jahr 1900 folgte ein neuer Betrieb an der Schandauer Straße und noch einmal 10 Jahre später eine Erweiterung an der Glashütter Straße.
Im Jahre 1959 vereinte man die VEB „Jasmatzi“, „Greiling“ „Macedonia“ und „Kosmos“ unter einem Namen – dem VEB Vereinigte Dresdner Zigarettenfabriken. 1990 wurde die Vereinigte Zigarettenfabrik GmbH von der Phillip Morris GmbH übernommen und produziert heute unter dem Namen „f6 Cigarettenfabrik Dresden GmbH“.