Wer kennt ihn nicht – den Flughafen Klotzsche?
Flughafen Klotzsche – Ein Ort für Fernweh, rührende Abschiedsszenen und überwältigende Wiedersehensfreude. Geschäftsleute in Anzügen und mit Aktentaschen eilen zum Businessflieger, gleich daneben steht eine Familie in freudiger Erwartung auf ein paar entspannende Urlaubstage. – Hier weht der Wind der weiten Welt.
Auch als Standort der Mikroelektronik/Informations- und Kommunikationstechnologie erlangte Klotzsche in den vergangenen Jahren große wirtschaftliche Bedeutung. So siedelten sich Großbetriebe wie beispielsweise Infineon, ZMD, Solarwatt und die Elbe-Flugzeugwerke an. Die hier gefertigten Erzeugnisse haben Abnehmer in aller Welt.
Das Kurhaus Klotzsche
…wurde um 1880 als Gasthaus „Carolaschlößchen“ erbaut. Nach einer Erweiterung in den Jahren 1886 – 1888 entwickelte sich das Kur- und Ballhaus innerhalb kurzer Zeit zum kulturellen Mittelpunkt des Kurbades Königswald. Es galt als beste Adresse für Konzerte, Theateraufführungen und Tanzveranstaltungen. Die Gaststätte blieb noch bis in die 1980er Jahre bestehen, während der Ballsaal 1949 geschlossen und als Lager und Produktionshalle genutzt wurde. 1993 begann die private Sanierung des ruinösen Kurhauses. Heute erstrahlt das ehrwürdige Gebäude als Hotel in altem Glanz.
Das Klotzscher Rathaus
In den Jahren 1906 – 1907 entstand unter der Bauleitung des Dresdner Architekten Gustav Rudolph das Klotzscher Rathaus an der heutigen Kieler Straße 52. Einst zierten die Jahreszahlen der Erbauung, das sächsische Staatswappen und der „Klotzscher Baum“ – das Siegel der Gemeinde – die Vorderfront. Diese Reliefs wurden jedoch in den 1960er Jahren während einer Sanierung entfernt und nie wieder angebracht. Seit der umfangreichen Restaurierung des Rathauses von 1997 – 1998 ist der ehemalige Ratssaal mit seinen Jugendstilornamenten und Wappen als Bürgersaal für die Öffentlichkeit wieder zugängig.
Der ehemalige Wasserturm
wird auch das Wahrzeichen von Klotzsche genannt, überragt er doch mit seinen 35 Metern den gesamten Ort. Der Neubau wurde 1935 mit der Errichtung des Flughafens notwendig. Neben seiner Funktion als Speicher für das Klotzscher Wasserwerk – er besaß ein Fassungsvermögen von 1.000 m³ – diente er auch als Feuerwachturm. Nachdem er 1970 stillgelegt wurde, nutzte man das Gebäude noch einige Jahre u.a. als Ort für Weiterbildungen. Danach stand er 15 Jahre leer. Seit seinem grundlegenden Umbau in den Jahren 2003/2004 beherbergt der denkmalgeschützte Turm heute 13 Eigentumswohnungen.
Geschichtliches
Der heutige Dresdner Stadtteil nördlich der City aus einem kleinen slawischen Bauerndorf in der Dresdner Heide hervor. Es wurde 1309 als Kloiczowe erstmals urkundlich erwähnt und unterstand dem Lehnsherrn Bernhard II. von Pulsnitz. 1501 wurde das Dorf erstmals als „Klotzscha“ erwähnt und im Jahr 1883 führte man offi ziell den Namen „Klotzsche“ ein.
Die Bewohner trotzten den ungünstigen Bodenverhältnissen und bauten auf ihren Feldern Heidekorn an. In den Bauernhöfen betrieben sie Viehzucht. Des weiteren mussten sie für den Dresdner Kurfürstenhof allerlei Frondienste leisten. So waren sie u.a. bei der Jagd behilflich, durften sich selbst aber gegen Wild, das beträchtlichen Schaden auf den Feldern anrichtete, nicht wehren. Einige Bauern gaben den wertvollen Jagdhunden des Hofes eine Unterkunft. Auch die Imkerei und der Vogelfang in den Wäldern waren von Bedeutung. Am Dresdner Hof galten bestimmte Singvögel als besondere Delikatesse.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Klotzsche, bedingt durch seine idyllische Lage und die guten klimatischen Bedingungen, zum Villen- und Kurort. Es entstand der Ortsteil Königswald, als dessen Begründer der Bezirksfeldwebel Friedrich August Quosdorf gilt. Quosdorf lebte von 1840 – 1889. Er besaß selbst in Königswald ein Anwesen mit Gästehaus – das spätere Klotzscher Bahnhofshotel. Gut situierte Bürger, Gelehrte, Künstler, Ärzte sowie Geschäftsleute ließen sich hier nieder und errichteten prächtige Villen inmitten aufwändig gestalteter Grundstücke.
Viele Berühmtheiten wohnten in Klotzsche. So beispielsweise der Dresdner Bildhauer Prof. Johannes Schilling, der dänische Literatur- Nobelpreisträger Karl Gjellerup und die Maler Conrad Felixmüller und Georg Estler, letzterer ein Schüler Ludwig Richters. Der Arzt Prof. Dr. med. Julius von Finck kam 1926 in den Ort und eröffnete das Deutsche Institut für Wirbeltuberkulose. Heute ist eine Klotzscher Straße nach ihm benannt.
Vom Königlichen Forst wurde ein ca. 180.000 m² großes Waldstück gepachtet und großzügig mit Wegen zum Flanieren, mit Kinderspielplätzen, Bänken, einem Tennisplatz und Musikpavillons ausgestattet. Gastronomen kümmerten sich um das leibliche Wohl der Besucher. Der Waldpark erfreute sich nicht nur bei Kur- und Badegästen, sondern auch bei den Einheimischen großer Beliebtheit. Ein Denkmal von König Albert von Sachsen, den Monarchen in Jägerkleidung darstellend, krönte den Park. Es wurde jedoch leider 1948 zerstört.
Um den Kurort noch attraktiver zu gestalten, eröffnete man 1902 das Waldbad Klotzsche.
Der Aufschwung des Ortes ging mit dem Ausbau des Verkehrsnetzes einher. 1875 erfolgte der Anschluss an die bereits bestehende Eisenbahnlinie Dresden – Görlitz und 1884 eröffnete man eine Schmalspurbahn nach Königsbrück. Ab 1903 beförderte die „Dresdner Heidebahn“ Kurgäste und Sommerfrischler aus der Landeshauptstadt nach Klotzsche. Diese elektrische O-Bus-Linie war die erste ihrer Art in Dresden, musste jedoch bereits 1904 wieder eingestellt werden. 1911 wurde Klotzsche an das Straßenbahnnetz angeschlossen.
Da die Dorfkirche – heute „Alte Kirche“ in Altklotzsche – mit ihren 300 Plätzen nicht mehr ausreichte, errichtete man nach Plänen des Architekten Woldemar Kandler eine neue Kirche im Ortsteil Königswald. Sie wurde 1907 geweiht und trägt seit 1925 den Namen „Christuskirche“.
Nach und nach verlor Klotzsche seine Bedeutung als Kurort. Kurgäste bevorzugten Kleinzschachwitz oder das Bad Weißer Hirsch. Da man jedoch schon damals sehr gern in Klotzsche wohnte, erbaute man neue Siedlungen – u.a. 1920 Am Trobischberg und Am Steinacker. 1935 – mit Eröffnung des Flughafens – begann eine neue Ära als Garnisionsstadt. Eine Vielzahl militärischer Einrichtungen entstanden. Noch im selben Jahr erhielt Klotzsche das Stadtrecht.
1950 wurde die Stadt Klotzsche nach Dresden eingemeindet. Seit 1955 entstand am Flughafen der VEB Flugzeugwerke Dresden (VEB = Volkseigener Betrieb). Hier wurde das erste Deutsche Düsenverkehrsflugzeug, die „152“, hergestellt. 1961 wurde der Flugzeugbau eingestellt. Später entstand hier ein Industriegebiet, wo sich u.a. die Flugzeugwerft, Forschungsinstitute und Firmen der Metallindustrie niederließen. Noch heute produzieren hier viele Betriebe aus unterschiedlichen Branchen. Gleichzeitig wurde Klotzsche zum Hauptstandort der Mikroelektronik in der DDR.
Heute wohnen in Klotzsche ca. 14.000 Einwohner. Der Stadtteil vereint unterschiedliche Merkmale auf einzigartige Weise. Er ist beliebter Wohnort, wichtiger Wirtschaftsstandort, bezaubernder Ausflugsort an der Dresdner Heide und mit dem Flughafen Dresdens „Tor zur Welt“.
Wir danken Herrn Siegfried Bannack für die freundliche Unterstützung bei der Erarbeitung des Beitrages.